Klima & Krisen in der Familie

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Seit „Fridays for Future“ wird auch in Familien über Klimawandel gestritten: Darf ich verlangen, den lang geplanten Familienurlaub abzusagen, weil ich nicht fliegen will?

Klimawandel? Was bedeutet das eigentlich?

Von Klima spricht man, wenn das Wetter auf der Erde über einen längeren Zeitraum beobachtet wird. Von einem Klimawandel spricht man, wenn sich das Wetter auf der Erde innerhalb eines sehr langen Zeitraums verändert, es also durchschnittlich zum Beispiel wärmer oder kälter wird.

Dass sich das Klima auf der Erde verändert, ist normal und das gab es schon immer. Normalerweise passiert das so langsam, dass die Natur genug Zeit hat, sich an die Veränderungen anzupassen.

Experten haben festgestellt, dass sich das Klima auf der Erde gerade aber ziemlich schnell verändert. Schuld daran sind vor allem wir Menschen; zum Beispiel pusten Flugzeuge, Autos und Fabriken sehr viel CO2 in die Luft, das dafür sorgt, dass es auf der Erde in den letzten Jahrzehnten sehr schnell immer wärmer geworden ist. Diese sehr schnelle Erderwärmung könnte heftige Folgen haben und zu extremerem Wetter führen, zum Beispiel zu heftigen Dürren, gigantischen Wirbelstürmen und auch zu viel mehr Regen und dadurch zu krassen Überschwemmungen. Wenn also von Klimawandel gesprochen wird, dann meint man damit die schnelle Erwärmung der Erde, die gerade passiert und an der vor allem wir Menschen schuld sind.

Greta Thunberg- eine moderne Heldin?

Ich finde Greta gut und ihr Anliegen wichtig für uns alle. „Fridays for Future“ – eine Supersache.

Auf die Frage meiner Eltern, warum wir, die Schüler, nicht samstags und sonntags für die Weltrettung demonstrieren können, antworte ich abgeklärt: „Dann würde das Thema nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Und überhaupt: Wenn die Menschheit nicht sofort die Reißleine zieht, wird unser Planet elendig zugrunde gehen.“

Aber müssen meine Eltern nun wegen Greta ein schlechtes Gewissen haben? Ich glaube nicht. Schließlich verhält sich meine Familie in Sachen Umweltschutz recht vernünftig, wenn auch nicht übertrieben eifrig. Meine Eltern „dieseln“ und grillen mit Holzkohle – sind sie deshalb böse? „Lilli“, unser Auto (Diesel), haben sie bis heute nicht verschrotten lassen, denn sie fährt. Und mein Vater kann sich nicht dazu durchringen, einen Gas- oder Elektrogrill anzuschaffen, wie es das Umweltbundesamt aus Gründen der Schadstoffeindämmung dringend empfiehlt. Bei uns wird traditionell auf Holzkohle gegrillt – und allen schmeckt’s, auch mir.

Andererseits: Meine Eltern trennen Müll, vermeiden Plastik, kaufen Mehrwegflaschen, radeln zum Bäcker und Metzger, verschwenden kein Wasser.  Mein Vater findet es, gelinde gesagt, sogar etwas anmaßend, wenn Greta so tut, als hätten er und seine Generation nichts anderes im Sinn gehabt, als unseren Planeten rücksichtslos zu zerstören.

In einem Punkt sind sich mein Vater und ich einig: Greta Thunberg hat es geschafft, eine als gleichgültig und ich-bezogen geltende Generation aufzuwecken und für ein gemeinsames Ziel zu begeistern.

Ich glaube aber, dass viele Eltern keine Vorstellung haben, wie sehr wir uns vor dem, was auf uns zukommt, fürchten: Vor Hitzewellen und Waldbränden, vor Zusammenbrüchen der Lebensmittelversorgung, vor Kriegen.

Was also tun? Sich auseinandersetzen, aushandeln, Kompromisse suchen und Entscheidungen akzeptieren.
Ich weiß, dass die Gespräche mit mir anstrengend sein können; ich weiß aber auch, dass meine Eltern stolz auf mich sind.

Kim Reisner