Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass so ziemlich jeder schon einmal etwas von Computersucht gehört hat. Aber was ist das eigentlich? Wie wird man computersüchtig? Wie merkt man überhaupt, dass man süchtig ist? Und wie kommt man wieder aus einer Sucht heraus?
Computersucht ist das ständige Verlangen danach, eine Online-Aktivität wie Chatten und Spielen auszuüben und ist ein ernstzunehmendes Problem des digitalen Zeitalters geworden. Immerhin sind laut einer Statistik ca. 7 Prozent der jugendlichen Mädchen und ca. 4,5 Prozent der jugendlichen Jungen in Deutschland abhängig vom Internet.
Bei einer so hohen Prozentzahl stellt sich natürlich die Frage, wie es dazu kommt.
Oft führen Probleme im Alltag zu einer Computersucht, da viele Menschen versuchen, mit Hilfe von Computerspielen aus der Welt um sie herum zu entfliehen. Manchmal können sie einfach nicht mehr aufhören, weil es für sie dann der einzige Ort ist, an dem sie sich wohl fühlen. Ein anderer Grund ist, dass viele Jugendliche nicht hinter ihren gleichaltrigen Freunden zurückbleiben wollen und Angst haben, ausgeschlossen zu werden, wenn sie nicht bei aktuellen Computerspieltrends mitreden können.
Bei Computersucht denkt man erst gar nicht daran, dass das Ganze auch einen biologischen Grund haben könnte, aber den hat es. In der Pubertät strukturiert sich das Gehirn nochmals um und ist erst mit Mitte Zwanzig komplett ausgereift. Während dieser Zeit ist man besonders anfällig für Computersucht, da der Bereich für Kontrolle im Gehirn ziemlich instabil ist, während der für Belohnung sehr gut funktioniert. Beim Computerspielen werden bei Jugendlichen dementsprechend viele Glückshormone ausgeschüttet, die einen zum Weiterspielen „drängen“. Aufgrund des noch nicht vollständig ausgeprägtem Kontrollbereichs kann es passieren, dass sie nicht mehr aufhören können.
Viele Jugendliche haben zwar eine Computersucht, wissen es aber selbst nicht. Typische Symptome für eine Computersucht sind:
-
Unordnung: Bei vielen Jugendlichen ist eine Unordnung im Zimmer festzustellen, wenn sie die ganze Zeit mit dem Computer beschäftigt sind. Dabei sammeln sich zum Beispiel Kleidungsstücke und Essensreste an, die aus Faulheit nicht aufgeräumt wurden. Hinzu kommt, dass oft Hygiene und Körperpflege vernachlässigt werden.
-
Schlechte Noten: Bei Computersüchtigen verschlechtern sich oft auch rasant die schulischen Leistungen, da die Betroffenen nicht für ausreichenden Schlaf sorgen, nicht lernen und sich nur noch auf das Onlineleben konzentrieren.
-
Entzugserscheinungen: Nicht allzu selten treten bei Computersüchtigen richtige Entzugserscheinungen wie Zittern und Schweißausbrüche auf, wenn sie vom Internet getrennt sind.
-
Ausreden: Typisch für Computersüchtige ist zudem, dass sie sich selbst belügen und Ausreden für das Weiterspielen suchen, damit sie kein schlechtes Gewissen haben. Dadurch fällt es ihnen und ihren Familien lange nicht auf, dass sie süchtig sind.
Sobald Süchtige bemerkt haben, dass sie abhängig sind, versuchen sie meist die Sucht abzulegen, doch dabei kann einiges falsch gemacht werden. Wenn man versucht, abrupt mit dem Computerspielen aufzuhören, sind die Erfolgschancen, aufgrund von Entzugserscheinungen sehr gering, da man es ohne Computer nicht aushält. Man sollte sich lieber erst einmal kleine und erreichbare Ziele setzen. Etwa täglich ein bis zwei Stunden weniger spielen, oder sich an einem Tag in der Woche bloß auf Freunde, Familie und Schule zu konzentrieren. Es ist auch oft effektiv, sich Hilfe von Freunden und Familie zu holen, die darauf aufpassen, dass man sich an seine Regeln hält, weil man dann nicht auf sich allein gestellt ist.
Im Ernstfall sollte jedoch immer ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Vitus Willhelm