Homeschooling – schön oder schlecht für Schüler?

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Letztes und dieses Schuljahr waren wohl etwas Besonderes, etwas Anderes, etwas Neues, etwas Anstrengendes, etwas Schwieriges, aber doch auch etwas Schönes: Unterricht von Zuhause, Home- Schooling, Distanzunterricht – alles Begriffe und Attribute, die man als Schüler gezwungenermaßen gehört und erfahren hat. Aber war es denn wirklich so schlimm und anstrengend, wie Medien und Lehrer es oft behauptet haben? Oder haben wir die Zeit doch auch genossen und ausgenutzt?

Dass die Zeit nicht reibungslos verging, war definitiv zu erwarten und meist stieß man bei Lehrern auch auf Verständnis. Dennoch, es hätte besser laufen können: Die technischen Probleme waren groß. Sei es der Laptop, das Internet, das Mikrofon oder auch MS- Teams an sich, jeder hatte sie, jeder kannte sie, jeder fürchtete sie. Dies war im vergangenen Jahr tatsächlich das größte Problem, das man in dieser Zeit hatte, und das auch aus einem guten Grunde: Erschwernisse mit der Technik gab es nicht nur bei den Schülern, auch die Lehrer betraf es häufig, aber rückblickend ist es gar kein Wunder, denn schließlich wurden die Schulen samt aller ihrer Teilnehmer in das kalte Wasser geworfen.

Schüler, die unter Umständen mit der Technik unvertraut und unbeholfen waren, mussten sich selbst helfen; Lehrer, die eventuell aus einer älteren Generation stammten und dementsprechend einer gewissen Medieninkompetenz ausgesetzt waren, wussten teilweise auch nur notdürftig, was sie hier gerade eigentlich tun – und ehrlich betrachtet liegen die meisten Fehler beim Anwender. Man sollte man also definitiv vor der nächsten Epoche des Heimunterrichts Medienbildung größer schreiben, auch für Lehrer – oftmals hatte man den Eindruck, dass die Seminare, von denen reichlich berichtet wurde, nicht genug waren. Auf der Contra- Seite sollte man aber auch erwähnen, dass manche angebliche technischen Probleme vielleicht auch gar keine technischen Probleme waren, wie der ein oder andere Lehrer vielleicht bereits richtig vermutete – und als Schüler weiß man auch nicht gewiss, ob diese Karte nicht beidseitig ausgespielt wurde.

Wenn dann doch alles technisch so klappte, wie es klappen sollte, hatte man aber auch das menschlichste Problem überhaupt, bei dem der ein oder andere Lehrer dann doch die Nettigkeit verlor: Das selbstständige Arbeiten und die Motivation, sich größtenteils den Stoff alleine beizubringen. Was sich zunächst einfach und problemlos anhört, stellte sich für viele Schüler als größte Herausforderung in dieser zähen Zeit heraus: “Wozu denn lernen, Noten gibt es sowieso keine?”. Aber kann man es solchen “Lernhalunken” übel nehmen? Auf gar keinen Fall: Als Schüler permanent vor seinen Computer und am Schreibtisch zu lernen sowie keinen echten Unterricht zu haben, führt durch die Monotonie und dem Fehlen der Zwischenmenschlichkeit einfach zu einer verminderten Motivation. Man hat keine Lust mehr und arbeitet auf Sparflamme.

Doch weist dies nicht auf ein ganz anderes Problem hin, wenn Schüler beim Wegfallen der Noten sofort ihre Arbeitsmoral verlieren und sämtliches Engagement hinschmeißen? Schüler auf pädagogischem Weg zu motivieren und den tristen Heimalltag mit Abwechslung und innovativen Unterrichtsmethoden zu verbessern, könnte die Antwort sein – dass das funktioniert, haben ein paar wenige Lehrer schon bewiesen.

Das alles hört sich bis dato ja sehr negativ und pessimistisch an, doch hatte es auch nicht gewisse Vorzüge, einen komplett anderen Unterricht erleben zu dürfen? Die Antwort ist ja, denn in diesem Bereich brachte es Deutschland im Bereich Digitalisierung weiter: Das erste Mal wurde digital von zuhause aus gearbeitet, neue Methoden eingeführt und Services für einen modernen – oder eher zeitgerechten – Unterricht bereitgestellt. Was sich im ersten Moment schön anhört, ist aber langfristig nutzlos, denn nach kürzester Zeit unter Normalbedingungen kristallisierte sich schnell heraus, dass das ganze Digitalisieren nur eine temporäre Lösung war und man anscheinend keinen wirklichen Willen mehr hat(te), die Fortschritte aufrechtzuerhalten.

Positiv war auch, dass der Notendruck wegfiel. Kein Stress, Lernen ohne Druck und endlich mal Spaß an der Schule, da man ganz angstfrei in den Onlineunterricht gehen konnte und die tragischen Umstände förderten auch das flexible Arbeiten: Lernen, Arbeiten und Hausaufgaben, wann man möchte, gelegentlich ausschlafen und manchmal auch schon um elf Uhr mit Schule fertig sein, da sich niemand beschwerte!

In dieser Zeit hat man viele Dinge gelernt, erfahren, gemeistert und durchlebt – verbunden mit vielen Vor- und Nachteilen. Doch leider lässt sich nie zu hundert Prozent sagen, was jetzt eigentlich überwiegt und wie man mit den ersten “Startversuchen eines digitalisierten Bildungssystem” anfangen soll, schließlich sind die Meinungen darüber sehr gespalten und jeder hat es für anders empfunden.

In diesem Sinne, schöne Sommerferien!

Simon Huber, 10c