Während wir zuhause in unseren Zimmern sitzen und für den Endspurt unserer Schullaufbahn, die Abiturprüfungen, trainieren, haben wir noch gar nicht wirklich begriffen, was für eine unglaublich seltsame und dennoch schöne Zeit voller neuer Erfahrungen bald zu Ende geht.
Als wir im September 2019 wieder in die Schule kamen, hatten die Wenigsten von uns eine Vorstellung davon, was für eine Wendung unser Schulleben in den kommenden zwei Jahren nehmen würde. Nachdem wir uns über den Winter hinweg in das Oberstufendasein eingelebt hatten, folgte Mitte März nach unserem Berufs- und Studienorientierungsseminar eine 180-Grad-Wende für unser Schul- und Privatleben. Die anfängliche Freude über ein paar schulfreie Wochen ohne Notenbildung und Klausuren wandelte sich schon bald in einen ermüdenden Mix aus WhatsApp- und E-Mail-Kontakt zu den Lehrern und den eigenen Mitschülern, sowie in die ersten zaghaften Unterrichtsversuche via WebEx & Co.
Mit steigenden Temperaturen und sinkenden Inzidenzen kamen wir Mitte Mai als inzwischen älteste Jahrgangsstufe zurück in die Schule. Der Alltag mit Maske, Abstand, Unmengen Desinfektionsmittel und geteilter Jahrgangsstufe war für uns Schüler*innen und auch für die Lehrkräfte anfangs befremdlich, doch viele freuten sich nach der langen Zeit im Lockdown, zumindest ein Stück Normalität zurückerlangt zu haben. Die letzten Wochen des Schuljahres ohne Klausuren verliefen vergleichsweise reibungslos und wir starteten mit einem zweitägigen Jahrgangsstufenzelten im Magdalenental in die ersehnten Sommerferien.
Neues (Schul-)Jahr, neues Glück – wenn auch mit schmerzhaftem Verzicht auf unsere Studienfahrt. Bis in den November hinein war die Pandemie besiegt geglaubt, doch dann folgten erst zwei Wochen Quarantäne für die gesamte Jahrgangsstufe und Mitte Dezember wieder eine lange Zeit des Homeschoolings 2.0. Inzwischen hatte sich jedoch einiges verbessert: Nach einem Weihnachtsfest der anderen Art wirkten die folgenden Wochen im Homeschooling mit MS Teams und den neugewonnenen, wenn auch nicht perfekten, digitalen Kompetenzen in petto schon bezwingbarer als im letzten Jahr.
Als Abiturjahrgang haben wir im Gegensatz zu den anderen Jahrgangsstufen bereits seit Januar das Privileg, die Schule wieder besuchen zu dürfen. Um die nötigen Abstände wahren zu können, wurden erst der Schulaufgabenraum und die Turnhalle und nicht zuletzt auch unser geliebter Q12-Raum provisorisch zu Klassenzimmern umfunktioniert, sodass wir unsere Freistunden fortan auf den Sofas liegend in der Altbau-Aula verbringen mussten. Auch mit der schlechten Akustik wegen der lauten Belüftung der Turnhalle und mit Pausen bei Minusgraden vor der Schule konnten wir uns letztendlich arrangieren und unsere drei abschließenden Klausuren meistern.
Schnellen Schrittes und mit mehrmaligen Selbsttests jede Woche haben wir nun das Finale Grande unserer Schulkarriere erreicht, welches in der Mottowoche vom 19.-23.04. seinen seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Mal kamen wir verschlafen, wie im Online-Unterricht, ein anderes Mal extravagant im “Red-Carpet-Style“ oder in Tracht gekleidet in die Schule.
Wir blicken auf eine Odyssee voller Abenteuer und Absurditäten zurück, die uns, auch wenn sie uns einiges gekostet hat, viele schöne und unvergessliche Momente beschert hat.
Wer kann schon behaupten, dass er sich sein Abitur in Jogginghose vom Bett aus verdient hat?
Liebe zukünftige Abschlussklassen, durch die Pandemie haben wir alle eine bisher ungekannte Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen durchlebt. Wir wünschen euch von Herzen viel Kraft und viel Erfolg für euren weiteren Weg in der Schule und auch anderswo. Aus eigener Erfahrung der letzten zwei Jahre können wir euch sagen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Nehmt die Schule und die Noten nicht allzu ernst und macht das Beste aus eurer Schulzeit – ob nun im Klassenzimmer oder vor dem heimischen Schreibtisch.
Liebe Grüße,
eure (ehemalige) Q12