Delia – die Priesterin Apollos (Kapitel II)

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Ich nickte nur, da ich zu geschockt war, um zu reden. Spreche ich gerade wirklich mit Apollo? „Du hältst für das erste Mal mit diesen Dämpfen ziemlich gut durch!“, wieder nickte ich. „Kannst du auch reden, du kleines Ding?“, auch hier nickte ich wieder. Er grinste ein bisschen, aber blickte dann zu unseren nächsten Besucherin, weshalb ich mich leider von seinem Anblick lösen musste. „Pythia! Bitte frage Apollo, ob es eine gute Entscheidung ist, meinen Cousin zu heiraten!“, bevor ich überhaupt zu ihm blicken konnte begann er zu sprechen: „Du wirst eine Entscheidung nach deiner Hochzeit treffen, die dich entweder glücklich oder traurig machen wird. Wenn dir das zu gefährlich ist, musst du sie absagen!“. Ich wiederholte Wort für Wort Apollos Rat. An ihrem Blick erkannte ich, wie verwirrt sie war. „Bitte sie, es sich gut zu überlegen!“, auch das tat ich und warf ihm einen Blick zu. Ich konnte erkennen, wie ansehnlich er sie fand, was ihm nicht zu verdenken war, da sie tatsächlich wunderschön war. Eifersucht durchzuckte mich. Als seine Priesterin, opfere ich mein ganzes Leben für ihn, sollten wir da nicht eine besondere Verbindung haben? Durfte er ganz normale Sterbliche so ansehen? Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, dankte mir die Frau und verließ dann die Halle. Die Wächter schlossen hinter ihr die Türe.  

Apollo nahm die Hand von meiner Schultern, und mir wurde auf einmal richtig schwindelig. Ich konnte niemanden mehr richtig erkennen und vor mir begann sich alles zu drehen. Ein Mann kam, half mir von meinem Dreifuß, von dem ich beinahe heruntergerutscht wäre, und trug mich in ein Gemach. Das Bett, in das er mich legte, war weich. Ich hoffte die Person, die mich bettete, war Apollo, aber ich wusste genau, dass er es nicht war. Leider! Das nächste, woran ich mich erinnern konnte, war ,dass die zwei Priester, die mich zur Quelle begleitet hatten, mir Wasser brachten und fragten, ob ich mich erholt hätte. „Mein Kopf dröhnt zwar immer noch etwas, aber sonst geht es mir gut!“ ,versuchte ich in einem freundlichen Ton zu sagen. Die beiden nickten, als der Ältere meinte: „Sie sollen dieses Wasser trinken und dann wieder in die Halle kommen“, eigentlich wollte ich fragen, wer mir das befohlen hat, aber ich war viel zu müde und trank einfach nur das Wasser. Sie ließen es mich aber nicht austrinken und halfen mir zurück in die Halle. Diesmal setzten sie mich aber auf einem Stuhl hinter dem Altar, nicht direkt über dem Spalt. Darauf war ein roter Sack der mit einer goldenen Schnur zusammen gebunden wurde. Darin befanden sich bestimmt die Ja-und-Nein-Steine. Ich hatte gehört, dass Menschen mir Fragen stellen konnten ,worauf die Antwort nur Ja oder Nein lauten konnte. Die schwarzen Steine stünden für Nein, die weißen für Ja. Auf einmal vernahm ich wieder diese angenehme Wärme, der unglaubliche Gott stand direkt neben mir. „Warum darfst du auf einem Stuhl sitzen und ich nicht ? Ich meine, ich bin doch der Gott oder? Und du fliegst gleich um, wenn ich dich nicht mehr festhalte!“ Ich stotterte leise ein „Tut mir leid“ ,aber erinnerte mich dann daran, warum er mich nicht mehr fest gehalten hatte: „Wenn du die Verlobte Frau nicht so angeschmachtet hättest, wäre ich nicht umgefallen! „Die Priester schauten mich an. Können die Geistlichen ihn nicht wahrnehmen? „Du hast mir nicht vorzuschreiben, wen ich anschmachte und wen nicht, ich bin der Überlegene und du hast keinen Grund eifersüchtig zu sein! Meine liebe Pythia, du bist natürlich meine Lieblingsfrau…“ −„Nicht“, ich schnappte nach Luft, „und ich dachte, Apollon wäre ein ehrenhafter und liebenswerter Mann“, dieses Mal sprach ich leiser, sodass mich die anderen nicht hören konnten. „Ich bin wunderschön, das muss reichen!“, gab er von sich. Wieder schnappte ich nach Luft. Aber bevor ich etwas erwidern konnte, kam wieder eine attraktive, reife Frau herein: „Hallo Pythia!“, sie nahm gegenüber von mir Platz, „Wird die Ernte dieses Jahr gut ausfallen?“, ich fasste in den Sack, genauso wie Apollo, der mir den richtigen Stein in die Hand drückte. Er wollte unser Gespräch weiterführen: „Jeder der mich sieht, muss sich in mich verlieben!“ Ich prustete leise los: „Oder denken, dass du ein arroganter Mistkerl bist !“ Er beute sich nach vorne, seine Wange nah an meinem Ohr, und strich eine Haarsträhne hinter dieses. Er begann zu flüstern: „Du denkst doch nicht wirklich, dass ich ein Mistkerl bin. Gib einfach zu, dass du mich liebst!“ Ich versuchte, verächtlich zu kichern und zog endlich den Stein heraus. „Ja, die Ernte wird gut ausfallen! Noch andere Fragen?“ ,die etwas ältere Frau, ungefähr in ihren Fünfzigern, nickte und fragte: „Wird mein Mann mich weiter betrügen?“ Über diese Frage war ich erstaunt und mein ehrenhafter Gott musste seine Meinung äußern „Ja, kleines Mädchen, nicht jeder hat die Möglichkeit, mit mir zu leben und muss arrangierte Ehen eingehen!“ Ich blickte traurig drein: „In Ordnung, du Gott des Orakels. Wenn du es schaffst, dass der Mann seine Frau nicht mehr betrügt und sie eine glückliche Ehe führen, werde ich dich nie wieder beleidigen und dir gut dienen!“ Er grinste und wir beide griffen in den Beutel. Wieder drückte er mir einen Stein in die Hand, den ich herauszog.